„Aber Mama, wäre es jetzt nicht total cool, wenn wir gleich auf Warpgeschwindigkeit gehen würden?“
Nicole horchte auf und ihre Aufmerksamkeit wanderte weg von dem stetigen Strom an Passagieren, der den Flieger füllte.
„Warp? Meinst du Lichtgeschwindigkeit?“ Ein offenbar gewohnt fragener Blick tat sich zwischen den zwei hochgezogenen Augenbrauen der blonden Mama auf.
Rollende Augen gaben ihre eine Antwort. „Ach was, Mama – schneller als das Licht! Das habe ich dir doch erklärt! Unser Flugzeug braucht einem Warpkern, der Materie und Antimaterie bündelt und damit die benötigte Energie produziert, um jenseits der hiesigen Sterne das Unbekannte zu entdecken.“
Leises Schmunzeln umkreiste Mutter und Sohn.
„Und wenn es da draußen doch gar nichts zu entdecken gibt?“
„Glaubst du das wirklich?“ Immer mehr Gesichter richteten sich verstohlen zum Jungen hin. Nicole sah nur noch seine glühenden grünen Augen. „So viele Sterne, so viele Konstellationen! Da draußen muss es noch andere Wesen geben! Alles andere wäre vom Schicksal doch viel zu langweilig ausgedacht!“
Nicoles Blick wanderte unwillkürlich Richtung Fenster. Blauer Himmel strahlte ihr unschuldig entgegen.
„Und wenn sie feindliche, aggressive Wesen sind?“
„Hey, sind wir das derzeit nicht auch irgendwie?“, konterte der Junge mit vielsagendem Blick. „Wir können ja froh sein, wenn wir uns selbst überleben. Aber wenn wir das geschafft haben – unvorstellbar, was für neue Abenteuer das Universum für uns bereithalten könnte! Wieso sind nicht alle so neugierig wie ich? Die Sterne sind doch ein viel spannenderes Ziel als all der Kram, den man ständig in den Nachrichten hört.“
Die Mithörenden waren offenbar derselben Meinung, erkannte Nicole. Hier ein Nicken, da ein wehmütiges Lächeln. Wäre dies ein Raumschiff, es hätte schon eine halbe Besatzung zusammen.
Der Junge verstaute das Universum seines Rucksacks in der Gepäckablage. Das Feuer in seinen Augen verriet Nicole, dass er anstatt Müsliriegel und iPad gerade viel lieber einen Tricorder und Phaser bei sich wüsste. „So viel Feindlichkeit kann es da draußen gar nicht geben. Oh Mama, ich würde jetzt viel lieber zu den Sternen fliegen!“
Das Schmunzeln wanderte durch die Reihen und holte auch Nicole ein.
Als der Pilot durchgab: „Ready for departure“, durchdrang Nicole ein unverhofftes Gefühl der Enge. „Warp 1. Energie!“, flüsterte sie.
Eigentlich haben die Menschen doch immer sehr viel Angst, dass ihnen ein aggressives Wesen begegnet. Aber manchmal frage ich mich auch, ob es überhaupt ein aggressiveres Wesen als den Menschen geben kann?
Du hast es genau auf den Punkt gebracht. 🙂
Ich danke Dir so sehr für Dein Feedback, liebe Betty! Nach dem Veröffentlichen war ich etwas skeptisch, ob dieser kleine Gedankenausflug eventuell doch etwas sehr naiv dargestellt ist. Aber manche Themen brauchen vielleicht einfach keine allzu große Ausschmückung, um dem Leser verständlich zu machen, was man ausdrücke möchte – und ihn ein wenig zum Nachdenken anzuregen 🙂 Dankeschön! Liebe Grüße, Katharina