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Die Welt ist ein Dorf – selbst über den Wolken

Der Flieger füllte sich und die Vorbereitungen liefen ihren gewohnten Gang. Ein lautes, männliches Lachen ertönte aus den mittleren Sitzreihen und neben Nicole schreckte ihre Kollegin mit panischen Blick nach oben. Unverhofft krochen Erinnerungsfetzen in Nicoles Kopf hoch, Doch die Puzzleteile wollten sich noch nicht so recht zu einem Gesamtbild zusammen fügen. Dann trat wieder das gewohnte Gemurmel ein. Nicoles Kollegin verharrte noch immer in ihrer Schockposition, doch beschloss offenbar schließlich kopfschüttelnd, dass sie sich etwas eingebildet hatte. Nicole beließ es dabei und ignorierte den aufkeimenden Kloß der Gewissheit in ihrem Hals.

Als Nicole kurze Zeit später die Reihen kontrollierte, bedurfte es keine große Anstrengung mehr für das Vervollständigen des Puzzles. Das markante Gesicht mit den trügerisch dunklen Augen, umrahmt von dickem, schwarzem Haar, löste den letzten nötigen Funken an Erinnerung wieder aus und Nicole fragte sich, welchen Sinn das Schicksal mit diesem Flug verfolgte. Dann ertönte die beruhigende Stimme des Kapitäns und rief ihre Konzentration zurück auf den Ablauf.

Über den Wolken erklang das vertraute Geklapper der Getränkewagen. Nicole würde von vorne beginnen, ihre Kollegin von hinten. Nicole hatte ihr bisher nicht verraten, zu welcher Erkenntnis sie gelangt war – und würde nun alles daran setzen, dass ihrer Kollegin diese Erkenntnis bis zum Ende des Flugs erspart blieb.

Reihe 7. Reihe 8. Reihe 9.

Reihe 32. Reihe 31. Reihe 30.

Der erste begann, zwei Getränke zu bestellen und Nicole fluchte innerlich – ab jetzt würden das alle wagen. Der zweite Tomatensaft wurde geöffnet. Dafür kämpfte ihre Kollegin mit der ersten Sektflasche. Kaffee schwappte über Nicoles Hände, doch sie wusste, dass es heute um viel schlimmeren Schmerz ging.

Reihe 12.

Reihe 25. Reihe 24.

Reihe 14.

Reihe 19 war erreicht.

Als die Getränkeausgabe beendet und die Trolleys wieder verstaut waren, saß Nicole im hinteren Ende des Fliegers und hielt ihre weinende Kollegin in den Armen. War es wirklich erst drei Wochen her, als sie diesen Mann auf einer gemeinsamen Party gesehen hatte? Genau in dem Augenblick, als er diesem jungen Mädel auf der Tanzfläche seine Zunge in den Hals schob?

Ihre Kollegin schluchzte laut auf – also ob sie gerade im selben Moment dieses Bild vor Augen hatte.

„Selbst die Wolken schützen einen nicht immer vor dem Wahnsinn da unten“, flüsterte Nicole leise.

Warpgeschwindigkeit

„Aber Mama, wäre es jetzt nicht total cool, wenn wir gleich auf Warpgeschwindigkeit gehen würden?“

Nicole horchte auf und ihre Aufmerksamkeit wanderte weg von dem stetigen Strom an Passagieren, der den Flieger füllte.

„Warp? Meinst du Lichtgeschwindigkeit?“ Ein offenbar gewohnt fragener Blick tat sich zwischen den zwei hochgezogenen Augenbrauen der blonden Mama auf.

Rollende Augen gaben ihre eine Antwort. „Ach was, Mama – schneller als das Licht! Das habe ich dir doch erklärt! Unser Flugzeug braucht einem Warpkern, der Materie und Antimaterie bündelt und damit die benötigte Energie produziert, um jenseits der hiesigen Sterne das Unbekannte zu entdecken.“

Leises Schmunzeln umkreiste Mutter und Sohn.

„Und wenn es da draußen doch gar nichts zu entdecken gibt?“

„Glaubst du das wirklich?“ Immer mehr Gesichter richteten sich verstohlen zum Jungen hin. Nicole sah nur noch seine glühenden grünen Augen. „So viele Sterne, so viele Konstellationen! Da draußen muss es noch andere Wesen geben! Alles andere wäre vom Schicksal doch viel zu langweilig ausgedacht!“

Nicoles Blick wanderte unwillkürlich Richtung Fenster. Blauer Himmel strahlte ihr unschuldig entgegen.

„Und wenn sie feindliche, aggressive Wesen sind?“

„Hey, sind wir das derzeit nicht auch irgendwie?“, konterte der Junge mit vielsagendem Blick. „Wir können ja froh sein, wenn wir uns selbst überleben. Aber wenn wir das geschafft haben – unvorstellbar, was für neue Abenteuer das Universum für uns bereithalten könnte! Wieso sind nicht alle so neugierig wie ich? Die Sterne sind doch ein viel spannenderes Ziel als all der Kram, den man ständig in den Nachrichten hört.“

Die Mithörenden waren offenbar derselben Meinung, erkannte Nicole. Hier ein Nicken, da ein wehmütiges Lächeln. Wäre dies ein Raumschiff, es hätte schon eine halbe Besatzung zusammen.

Der Junge verstaute das Universum seines Rucksacks in der Gepäckablage. Das Feuer in seinen Augen verriet Nicole, dass er anstatt Müsliriegel und iPad gerade viel lieber einen Tricorder und Phaser bei sich wüsste. „So viel Feindlichkeit kann es da draußen gar nicht geben. Oh Mama, ich würde jetzt viel lieber zu den Sternen fliegen!“

Das Schmunzeln wanderte durch die Reihen und holte auch Nicole ein.

Als der Pilot durchgab: „Ready for departure“, durchdrang Nicole ein unverhofftes Gefühl der Enge. „Warp 1. Energie!“, flüsterte sie.

Venezianische Magie II

So ging es los: Teil I

 

Der Startablauf ging voran.

„Liebe Gäste, hier spricht noch mal ihr Kapitän“, ertönte plötzlich die Stimme aus dem Cockpit. Nicole zog überrascht die Augen hoch und fühlte eine kleine Nervosität in sich aufkommen. Stimmte etwas nicht?

„Ähm, also – irgendwie muss heute unser Glückstag sein, anders kann ich es mir auch nicht erklären.“

Ja nanu, was war denn nun los?

„Wir haben heute offensichtlich einen sehr gut gelaunten Fluglotsen erwischt. Ich weiß wirklich nicht wieso, aber wir haben von der Flugsicherung soeben eine ganz außergewöhnliche Abflugroute bekommen, die so eigentlich nie freigegeben wird. Sie wird uns in einer großen Kurve direkt über das wunderschöne Venedig bringen! Ich weiß wirklich nicht, wem wir diese Überraschung zu verdanken haben. Tja, also ich kann jetzt nur noch eines sagen: Genießen Sie die Aussicht!“

Unter dem venezianischem Sommerwetter rollte der Flieger zur Startbahn, bis er schließlich in die Luft stieg. Nicoles Herz schlug unerwartet schnell, während der Flieger langsam in seine Kurve drehte. Ihre Sinne waren voll und ganz davon überzeugt, dass diese junge Frau und ihre Begleiter etwas damit zu tun haben mussten, doch ihr Kopf konnte sich schlichtweg keinen Reim daraus machen.

Was für ein Abflug!

Nicole hatte den einzigartigen Blick auf Venedig noch immer vor den Augen, als sie den Getränkewagen in den Flur lenkte. Das zufriedene Leuchten stand den beiden Kollegen und der jungen Frau nach wie vor ins Gesicht geschrieben und wollte einfach nicht abebben.

„Hätten Sie vielleicht einen Weißwein?“, fragte die junge Frau mit leicht geröteten Wangen.

Nicole musste erneut schmunzeln. „Den haben wir. Ich kann Ihnen auch gerne einen Sekt servieren, wenn Sie mögen.“ Sie hatte so eine Ahnung, dass die junge Dame gerade auf einer sehr hohen Wolke schwebte und etwas ganz Besonderes als Abschluss für ihre ganz besondere Reise brauchte.

„Oh ja, sehr gerne! Ein Sekt wäre perfekt.“ Dieses Strahlen! Es war fast ansteckend. Nicoles Zunge brannte danach, nach mehr zu fragen, doch ihre Uniform verbot es ihr.

Auf dem Rückweg von der Getränkerunde fingen ihre gespitzten Ohren leise Gesprächsfetzen auf.

Feiner Wein.

Grünes Kleid.

Norma.

Padua.

In Nicoles Kopf drehten sich die Gedanken im Kreis, von der brennenden Neugierde angefeuert. Das klingt eher nach Urlaub als nach Dienstreise!

Das Essen stand an. Als Nicole das exquisite Tablett dem älteren der beiden Kollegen hinüber reichte, klappte dieser eine große Mappe zu. Ihre Augen erkannten nur Wortfetzen. Irgendetwas mit Air Traffic. Das Firmensymbol auf der Mappe kam ihr unverhofft bekannt vor.

Air Traffic? Dahinter konnte nun viel stecken, ja.
Hmm, aber eigentlich würde das doch passen, wenn diese Dreiergruppe tatsächlich auch in meiner Branche tätig ist! Gut, sie wirkten weder wie Lotsen noch Piloten. Diesen Schlag an Menschen erkannte Nicole sofort. Doch die Luftfahrtbranche besaß noch unzählig viele andere Arbeitsfelder, die man sich als Außensteher oft gar nicht vorzustellen vermochte.
Ja, dieses Bild wirkte schlüssig. Es passte einfach! Nicole verspürte eine unerwartete Vertrautheit mit diesen Menschen in sich aufkommen – vielleicht rührte ihre unerklärliche Faszination über die drei Menschen auch daher. Weil sie am Ende womöglich gar nicht so fremd waren wie gedacht…

Als der Flieger achtzig Minuten später das Gate erreicht hatte und die Passagiere wieder deutschen Boden betraten, quälte Nicole noch immer die Frage, was für eine Geschichte diese junge Frau und ihre beiden Begleiter tatsächlich am Ende mit sich trugen. Mit wippenden Füßen verabschiedete sie die Fluggäste. Der ältere Kollege der sonderbaren Dreiergruppe ging mit einem Abschiedsgruß an ihr vorbei, gefolgt von dem jüngeren Kollegen, dann kam sie den Gang auf Nicole zu. Sie verweilte einen Lidschlag länger als gewohnt vor dem Kabinenpersonal und blickte Nicole mit ihren großen Augen begeistert und euphorisch an, aber gleichzeitig auch zaghaft. Ganz, als ob ihre Lippen dringend etwas loswerden wollte, sie sich aber nicht traute.

Gerade, als Nicole sie fragen wollte, ob sie ihr verraten könne, was hinter diesem grandiosen Abflug steckte, nickte die junge Frau und nahm ihre spannende Geschichte mit auf ihren Heimweg.

Venezianische Magie I

Nicole war sich nicht sicher, weshalb ihr die junge Frau auf Anhieb ins Auge gefallen war.

Vielleicht lag es an ihrer Zierlichkeit, gepaart mit dem langen, blonden Zopf und dem sehr jung wirkenden Gesicht.

Vielleicht lag es an der weißen Sommerhose, die zwischen den vielen dunklen Anzugträgern so hervorstach.

Vielleicht lag es an dem strahlenden Gesichtsausdruck, mit dem sie das Flugzeug betrat.

Vielleicht lag es daran, dass sie sogleich vorne in der Business Class Halt machte, um ihren Platz einzunehmen.

Vielleicht lag es auch an der ungewöhnlichen Gesellschaft – zwei Männer, einer im mittleren Alter und hoch gewachsen, der andere etwas älter und kaum größer als die junge Frau, beide legér-schick gekleidet. Auch ihre Gesichter leuchteten voller Zufriedenheit – ganz als ob sie ein Stück venezianische Sonne zum Frühstück verzehrt hatten.

Eine eigenartige Dreierkombination. War die junge Frau mit dem einen Mann verheiratet, war der andere mit seinen kurzen grauen Haaren der Vater? Nein, das passte irgendwie nicht. Sie so große Augen, er recht kleine. Sie volle Lippen, er ganz schmale. Da war äußerlich überhaupt keine Ähnlichkeit.

Waren die drei Freunde? Nein, vom Alter her höchst unwahrscheinlich. Geschwister kam auch nicht in Frage. Oder vielleicht Geschwister plus ein älterer Freund? Doch auch das passte nicht. Die Frau blonde Haare und runde Nase, der jüngere Mann kurze braune Haare und lange Nase, dazu ein markantes Kinn.

Da fiel Nicole auf, dass alle drei eine schwarze Laptoptasche in der Gepäckablage verstauten. Also mussten sie wohl Kollegen sein! Das passte auch mit der Business Class zusammen.

Aber eine junge Frau, vom Alter her wohl kaum fertig mit dem Studium, plus diese zwei Männer, die ganz offensichtlich schon ein paar Jahre im Geschäft zu sein schienen? Nicole spürte eine unerwartet heftige Neugierde in sich aufkeimen – über die Frage , wo die drei wohl arbeiteten und was sie in das wunderschöne Venedig geführt hatte, von wo sie nun gleich ihre Rückreise antraten.

Durch die schmalen Bullaugen präsentierte sich der italienische Sommer von seiner allerbesten Seite. Wolkenloser Himmel, warmer Sonnenschein, perfekte Temperatur zum Wohlfühlen. Nicole hatte viel zu wenig Zeit zum Genießen gehabt, bevor sie wieder den Dienst hatte antreten müssen. Leider blieb dem Personal bei den üblichen Umläufen der Besuch der Innenstadt in der Regel verwehrt. Heute hatte sie die milde Luft und den verlockenden Sommer praktisch nur kurz auf dem Vorfeld genießen können.

Irgendetwas sagte ihr, dass nicht nur das perfekte Wetter und die Business Class für dieses unglaublich glückliche Strahlen auf dem Gesicht der jungen Frau und ihrer Begleiter verantwortlich war. Sie und ihre Kollegen mussten ganz offensichtlich ein paar intensive Tage voller schöner Eindrücke hinter sich haben, die ihnen wohl noch sehr, sehr lange in Erinnerung bleiben würden. Das konnte Nicole förmlich spüren.

Ihre Augen wanderten immer wieder zu der jungen Frau, die sich auf ihrem Fensterplatz an der in Flugrichtung linken Seite einrichtete. Ihre Kollegen hatten sich der rechten Seite zugwandt. Insgesamt war die Business Class auf dem Flug sehr leer. Eigentlich hatte jeder eine Reihe für sich.

„Hattest du nicht Platz 2A?“, fragte die junge Frau den jüngeren ihrer beiden Kollegen, als dieser noch mal etwas aus der Gepäckablage herausholte.

Dieser lächelte sie an, wobei leichte Grübchen auf seinen schmalen Wangen erschienen, und meinte mit einem sehr warmen Wortklang: „Ja, aber von der rechten Seite aus hat man den besseren Blick beim Abflug. Vielleicht setzt du dich auch noch rüber, der Fensterplatz scheint frei zu sein.“

Aha, ein erfahrener Fluggast, dachte sich Nicole. Er hatte absolut Recht. Venedig stand auf ihrer Lieblings-Reise-Liste klar auf den vorderen Plätzen. Der Ausblick bei An- und Abflug war unbeschreiblich grandios.

Kurz bevor es losging, entschied sich die junge Frau, dem Tipp ihres Kollegen zu folgen. Nicole hatte sich gerade für einen letzten Kontrollgang aufgemacht, als sie vor ihr hinüber huschte.

Nervös blickte die Frau Nicole an. „Ich hoffe, das ist okay. Es wird sicher niemand mehr kommen, oder?“

Nicole musste lächeln. Irgendwie niedlich. „Selbstverständlich ist das in Ordnung. Sie nehmen niemanden den Platz weg, das kann ich Ihnen versichern.“ Erleichterung überkam die junge Frau. Nicole nickte ihr zu, dann ging sie weiter, konnte aber nicht widerstehen und blickte noch einmal zurück. Der Kollege hatte sich zu der Frau nach hinten gewandt und lächelte sie mit einem zufriedenen Leuchten an. Erneut fragte sich Nicole, was diese drei Menschen hier in Venedig wohl erlebt haben mussten.

Der Startablauf ging voran.

„Liebe Gäste, hier spricht noch mal ihr Kapitän“, ertönte plötzlich die Stimme aus dem Cockpit. Nicole zog überrascht die Augen hoch und fühlte eine kleine Nervosität in sich aufkommen. Stimmte etwas nicht?

 

Fortsetzung folgt…

Ein glorreicher Moment – Teil II

Teil I ist hier zu finden

 

Ein paar Minuten später wanderten alle Passagierblicke Richtung Gang, wo der Kapitän mit festem Schritt entlang ging und schließlich vor dem Sitzplatz C30 stehen blieb. Nicole folgte ihm.

„Sir, dürfte ich Sie bitten mich zu begleiten?“

Der Mann starrte weiter mit aufgerissenen Augen den Vordersitz an, die Beine zitterten.

„Sir? Haben Sie mich gehört?“

„Ich verdiene sie nicht.“

„Bitte?“

„Ich hab alles vermasselt.“

„Würden Sie das bitte erklären?“

„Ich hab ihn ins Klo fallen gelassen.“

„Was haben Sie in die Toilette fallen lassen?“

„Den Ring. Ich kann ihn nicht mehr finden. Ich kann’s mir nicht anders erklären!“

Der Kapitän räusperte sich. Nicole ließ einen kratzenden Laut entfahren. In ihrem Kopf formte sich ein Bild. Ein neues. Dass mit einem Schlag all ihre Angst eliminierte. Und sie einige Anstrengung kostete, um ihre Gesichtszüge glatt zu halten.

„Sie haben einen Ring in der Bordtoilette verloren, verstehe ich das richtig?“, fragte der Kapitän langsam. Die Passagiere um C30 herum begannen zu tuscheln.

„Nicht irgendein Ring“, heulte der Mann los. „Den Verlobungsring! Und nun liegt er wohl bei irgendjemandem im Vorgarten!“

Der Kapitän verzichtete darauf, dem Mann zu erklären, dass die Bordtoilette nicht in der Luft geleert wurde. Er legte dem Mann beruhigend eine Hand auf die Schulter und redete weiter leise auf ihn ein, damit dieser sich nicht noch weiter in seine Panik hinein steigerte. Er versprach ihm, dass das Reinigungspersonal später noch einmal genau prüfen werde, ob es etwas finden könne. Doch dass er sich nun bitte versuchen müsse zu beruhigen.

„Ja, sein Tag endete damit in der Tat mit einem glorreichen Moment“, flüsterte Nicole und gönnte sich zumindest ein leises Kichern.

Ein glorreicher Moment – Teil I

Nicole unterdrückte ein Gähnen, während sie neben ihrer Kollegin stand und die herein tretenden Passagiere begrüßte. Die Geburtstagsfeier einer Freundin von gestern Abend saß ihr noch in den Gliedern.

Die Gäste des heutigen Fluges waren bunt zusammen gewürfelt. Familien, viele Einzelpersonen, ein paar wenige Anzugträger, nichts Spannendes. Nur ein Mann stach etwas hervor, weil er das Flugzeug mit seltsam weit aufgerissenen Augen betrat. Nicole lächelte ihn an und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass seine linke Hand irgendetwas in der Hosentasche seiner Shorts knetete. Vielleicht sein erster Flug? Es soll ja noch Menschen geben, die noch nicht mit drei Lebensmonaten auf dem Schoß der Eltern zum ersten Mal die Erde von oben sehen durften.

Das übliche Gemenge begann – von zu verstauenden Handtaschen und Koffern, herab hängenden Jacken, Leuten, die schon auf ihrem Gangplatz saßen und nun wieder aufstehen mussten, Kindern, die ihren Teddy aus ihrem Rucksack haben wollten, der als erstes in der Gepäckablage verstaut worden war… irgendwann leerte sich der Gang und schließlich wurden die Türen geschlossen.

„All doors in flight.“ Endlich konnte es losgehen.

 

Nicole war heute für den hinteren Bereich zuständig und bereitete schon bald den Getränkewagen vor. Als die Anschnallzeichen erloschen, kam sogleich der erste Passagier angelaufen, um auf der Toilette zu verschwinden. Es war der nervöse Herr und Nicole schmunzelte.

Als sie mit dem Getränkewagen vorfuhr, registrierte sie, dass der Mann einen Gangplatz hatte. Seine Hände trommelten unruhig auf seinen Beinen, als sie ihn erreichte und fragte, was er gerne zu trinken hätte.

„Hab’n Sie was Starkes für meinen Gaumen?“, fragte er mit einem nervösen Zucken der schmalen Augen. „Ich könnte jetzt was Gutes gebrauchen.“

Sie bot ihm einen Schnaps an.

„Und ein Wasser bitte dazu. Wir woll’n ja noch bei klarem Verstand bleiben!“ Er lachte nervös.

Nicole reichte ihm seine Wünsche und machte sich an die nächste Reihe. Hinter sich hörte sie noch einmal die etwas schrille Stimme des Mannes, der offensichtlich zu sich selbst sagte, da die beiden Plätze neben ihm komischerweise frei waren: „Der heutige Tag verspricht mit einem glorreichen Moment zu enden!“ Dann trank er den Schnaps in einem Zug aus. Nicole fühlte sich auf einmal hellwach und ein Schauer fuhr über ihren Rücken. Äußerlich ließ sie sich nichts anmerken, doch dieser Mann begann sie nervös zu machen.

Sie beendete ihre Getränkerunde und beobachtete, wie der Mann hastig sein Sandwich verschlang, das ihre Kollegin serviert hatte. Kurz darauf verschwand er erneut auf der Toilette, wo er scheinbar Ewigkeiten zubrachte. Was bitte stellte er dort an?

 

Nicole atmete tief durch und beruhigte ihre Gedanken, die plötzlich in unangenehme Richtungen streuten. Das war doch lächerlich, schallt sie sich. Womöglich war es gestern Abend doch ein prickelnder Sekt zu viel gewesen! Sie konzentrierte sich auf ihren Job und versuchte die erneut weit aufgerissenen Augen des Mannes zu ignorieren, als dieser die WC-Kabine endlich wieder verließ und mit steifem Schritt zu seinem Platz zurückkehrte. Dort saß er zunächst eine kurze Weile still da, dann lehnte er langsam seinen Kopf an den Vordersitz. Schließlich krümmte er sich immer mehr, bis seine Hände den Boden erreichten.

Nicole fiel ein Set an Pappbechern herunter.

„Alles ok?“, fragte ihre Kollegin, die neben ihr den Müll verstaute.

Nicole blinzelte. „Ja ja, war nur schusselig“, murmelte sie. In Wahrheit hatte sie überhaupt nicht mehr darauf geachtet, was ihre Hände anstellten, weil all ihre Sinne darauf fokussiert waren, was dieser Mann da tat. Nun saß er wieder gerade da und starrte den Vordersitz an.

„Ich muss mal kurz auf die Toilette, bin gleich wieder da“, sagte sie zu ihrer Kollegin und verschwand in derselben Kabine wie der nervöse Mann. Angespannt blickte sie sich um, suchte mit den Fingern alle Ablagen ab, schaute in den Toilettenpapierbehälter hinein, testete die Handseife. Doch sie konnte nichts Auffälliges finden. Entgeistert starrte sie ihr Spiegelbild an und versuchte, die gerunzelte Stirn verschwinden zu lassen. Sie wusch noch einmal ihre feuchten Hände, bevor sie die Kabine wieder verließ.

Wieder draußen sah Nicole, dass der Mann aufgestanden war und nun in der Gepäckablage herum wühlte, bis er schließlich seinen Rucksack heraus gekramt hatte. Sie konnte nicht erkennen, was er tat, nachdem er den Rucksack vor sich in die enge Lücke zwischen seinem und dem vorderen Sitz gequetscht hatte. Er saß eine Zeitlang gebückt da und hatte die Hände permanent im Innern des Gepäckstücks, bis er es schließlich unter den Vordersitz schob.

Dann blickte er sich unruhig um, erhob sich leicht aus dem Sitz, um über die anderen Köpfe zu schauen. Sah nach vorne, nach hinten. Dann wieder nach unten. Er bückte sich wieder leicht und seine Hände verschwanden unter seinem Sitz.

 

Natürlich standen bei ihren Schulungen auch Themen wie auffällige Passagiere auf dem Lehrprogramm und wie damit umzugehen war. Nicole verwunderte es, dass der Mann sich auffallend nervös verhielt, sodass man es nicht übersehen konnte. Das passte nicht so recht zu den unschönen Gedanken in ihrem Kopf. Doch beruhigend war die Tatsache genauso wenig. Sie hielt es nicht weiter aus. Da stimmte etwas nicht!  Kurz überlegte Nicole, ob sie den Mann ansprechen sollte – doch womöglich löste sie damit bei ihm den letzten Funken aus. Sie durfte ihn auf gar keinen Fall merken lassen, dass er beobachtet wurde.

Betont gelassen schritt sie den Gang entlang nach vorne bis zum Cockpit und klopfte an die Tür.

Selbstkritik an Mrs. Grudge

Ja – ich gestehe: es ist sehr lang geworden! Ob ZU lang, mag jeder Leser gerne selbst entscheiden 🙂

 

Bewertung:

Für mich war es ein tolles Experiment, eine Geschichte ohne größere Vorbereitung zu schreiben – und während der einzelnen Etappen die Story voranzutreiben.  Das war spannend und hat viel Spaß gemacht und war auch eine gewisse Herausforderung! Denn einmal veröffentlicht, lässt es sich nicht mehr umschreiben. Also muss man zusehen, was man weiter daraus macht, ohne sich komplett zu verrennen 😉 Ich denke, allzu sehr habe ich mich bei der Story nicht verrannt.

Ich hatte von Anfang an nur eine konkrete Idee vom Ende gehabt. Der Weg dahin ergab sich erst beim Schreiben.

Doch genau da lag vielleicht auch der Haken…

So kam es, dass ich hier und da mehr ausholte, als es evtl. nötig gewesen wäre. Eine Nachkorrektur gab es nicht.

 

Mein Fazit:

Mir fällt es schwer, mich kurz zu fassen. Ich steigere mich schnell in die Gefühls- und Gedankenlage des Protagonisten hinein. Ich muss mich weiter darin üben, manche Szenen in knackigeren Sätzen zu beschreiben – und das Fühlen dem Leser zu überlassen. Durch die Länge ist die Grundidee mit der Stewardess auch schwieriger umzusetzen gewesen als zuerst gedacht. Es erscheint unrealistisch, dass sich eine Stewardess nur durch den Anblick einer Person innerhalb einer Fluglänge gleich deren gesamte Lebensgeschichte zusammendenkt 🙂 Ich verstehe die Kritiken an dem Konzept vollkommen. Mrs. Grudge hätte mit Sicherheit auch ohne Nicole funktioniert. Wobei sie mir persönlich auch mit sehr gut gefällt 🙂

 

Mein weiteres Vorgehen:

Ich möchte mich noch einmal an die Kombi ‚Stewardess – hypothetische Geschichten hinter den Passagieren‘ versuchen. Dieses Mal DEUTLICH kürzer! Ich werde mir vorher ein ausführlicheres Konzept zurechtlegen und sehr bewusst darauf achten, nicht so viel zu umschreiben. Genau das macht den Pfiff einer Kurzgeschichte aus. Es muss einfach interessant sein, ohne gleich ein ganzer Roman zu werden. Das ist das Ziel 🙂

Mrs. Grudge und das rote Kleid – Ende

Tatsächlich habe ich es geschafft – es ist Ende Juni und hier kommt nun endlich der Abschluss von meiner Mrs. Grudge-Geschichte! Danach werde ich mich mal kritisch selbst beurteilen. Als „Kurz“geschichte zählt das hier ja langsam nicht mehr…

 

 

Plot:

Als die Stewardess Nicole die ältere Dame in der Business Class erblickt, keimt in ihr unwillkürlich die Frage auf, welch ein Schicksalsschlag womöglich dazu geführt haben mochte, dass der elegante und stolze Glanz dieser Frau von so viel Verbitterung überschattet wird…

Mrs. Grudges Herz schlägt für die Mode. Ihr erster umgesetzter Entwurf, ein rotes Abendkleid, schenkt ihr auf dem Abschlussball die Liebe zu Gregor, mit dem sie schon bald zusammenzieht. Doch ihre beiden Leben wollen einfach nicht zusammenpassen. Als Mrs. Grudge feststellt, dass sie schwanger ist, verlässt Gregor sie, ohne zu ahnen, was er hinterlässt.

Mrs. Grudge entscheidet sich für ihre Stoffe und gegen das Kind. Als ihre Schwester ihr erstes Kind bekommt, spürt Mrs. Grudge nur die Leere in ihrem eigenen Herzen, die sie versucht, mit ihren Stoffen und Entwürfen zu füllen.

Unerwartet lernt sie Ludwig, einen der Lehrer, plötzlich näher kennen, als er ihre Kleiderskizzen entdeckt. Ihre Entwürfe und seine Begeisterung dafür bringen ihre Herzen schließlich zusammen. Mit Ludwigs Unterstützung rücken alle Träume, die Mrs. Grudge seit dem Schneidern des roten Kleides hatte, in greifbarer Nähe.

Doch dann stellt das Schicksal sie erneut vor eine dramatische Entscheidung…

Teil XIV

Nicoles Kollegin hieß die Passagiere am Ziel willkommen und bat sie, bis zum Erreichen der Parkposition sitzen zu bleiben. Nicoles Fantasie bremste noch nicht ab – um die Geschichte noch zu einem Ende zu bringen…

 

Das letzte Ausbilungsjahr hatte Mrs. Grudge ohne Ludwigs warme Stimme in ihrem Ohr verbracht. Ihr eigener Schutzwall, den sie unbewusst aufgebaut hatte, hielt alles fern, was die Dunkelheit in ihrem Innern hervor holen konnte. So hatte sie auch schnell das Bild wieder verdrängen können, das ihr in einer Mittagspause Ludwig und Melanie eng umschlungen hinter einer Zimmerztür zeigte.

Doch für eines würde sie Ludwig auf ewig dankbar sein: die vielen großen Türen, die er ihr geöffnet hatte. Am Ende ihrer Ausbildung hatte sie einen dicken Packen Visitenkarten und viele verlockende Jobangebote in der Tasche.

Ihre Schwester hatte mittlerweile ihr zweites Kind bekommen – Heinrich. Dieses Mal war es Mrs. Grudge leichter gefallen ins Krankenhaus zu kommen. Die Wunden im Herzen kannte sie bereits, mittlerweile hatten sich dicke Narben gebildet, die alles erträglicher machten. Am Tag der großen Modenschau hatte Mrs. Grudge beschlossen, von nun an eine bessere Tante zu sein. Ob sie ihrer Schwester jemals erzählen würde, was geschehen war, konnte sie nicht sagen. Sie wusste auch nicht, wieso sie es überhaupt verheimlichte. Doch so fühlte es sich besser an. Weniger Angriffsfläche für noch mehr Schmerzen. Und die Kraft, die sie aufwendete, um ihr stilles Geheimnis zu hüten, gab ihr das Gefühl, trotz allem zu leben. Sie war sich ihrer Selbst bewusster denn je. Es trieb sie jeden Tag aufs Neue an, etwas zu tun. Zu nähen, zu zeichnen, zu denken. Der Kopf durfte nie zur Ruhe kommen.

Der Flieger hatte die Landebahn verlassen und drehte nun langsam ein Richtung Parkposition…

Nachdem Mrs. Gruge fünf Jahre lang in einer größeren Boutique als Schneiderin gearbeitet hatte – die Inhaberin hatte sie auf der Modenschau kennen gelernt und die Chemie hatte auf Anhieb gepasst – hatte sie beschlossen, ihre eigene Boutique zu eröffnen. Dank ihrer vielen Bekanntschaften war es ein Leichtes, sich schnell einen eigenen Kundenstamm aufzubauen. Besonders viel innere Ruhe gab es ihr, wenn sie abends an ihren eigenen Kleiderkreationen arbeiten konnte. Über die letzten Jahre hatten sich viele Skizzen gesammelt. Ihre Einzelstücke lockten auch schnell neue Kundinnen in ihren Laden.

Im Schaufenster stand vom ersten Tag an eine Puppe, die ihr rotes Kleid trug. Es ließ immer wieder Passanten anhalten, um durch die Fensterscheibe hinein zu schauen. Ihre Kundinnen liebten die Geschichte, wie alles mit diesem roten Kleid begann. Mrs. Grudge hatte das Kleid am Tag ihrer Examensfeier eigentlich in Tausend Stücke zerschneiden wollen. Doch dieses Kleid war ihre Bestimmung. Es verfügte über ihr Schicksal, dem sie sich nicht beugen konnte.

Die Jahre vergingen und Mrs. Grudge lebte für ihre Boutique und ihre Mode. Marie bekam ihr drittes Kind – wieder ein Mädchen. Mittlerweile war sie in den Süden Deutschlands gezogen, ihr Mann hatte dort eine lukrative Stelle bekommen. Einmal im Jahr bekam Mrs. Grudge einen Familienkalender, der ihr die Entwicklung ihrer Nichten und ihres Neffen zeigte. Im Gegenzug erhielten die Kinder stets etwas Selbstgenähtes von ihr, wobei sie stets die Farbe Rot vermied. Über die Jahre rückte die Familie jedoch immer weiter aus ihrem Fokus. Weihnachten verbrachte Mrs. G meist auf Privatfeiern in ihren Modekreisen. Der Weg in den Süden erschien zu steil, um ihn öfter in Angriff zu nehmen. Mrs. Grudge hatte beschlossen, in ihrem Leben von nun an karge, aber einfache Wege zu nehmen.

Es war schon eigenartig, dass sie genau an dem Tag beim Putzen ihres Ladens das rote Kleid von der Puppe halb herunter gerissen hatte, weil sie mit dem Besenstiel in der Gürtelblume hängen geblieben war, an dem sie später vom Arzt die Nachricht bekam: „Sie haben Brustkrebs.“

Es wurde Zeit aufzuräumen, hatte Mrs. G in diesem Augenblick beschlossen. Es war Zeit für ein neues Schaufensterbild. Sie hatte das rote Kleid abgenommen, es mit all seiner Last in einen Kleidersack gepackt und einen Flug gebucht. In den Süden. Sie würde ihre Schwester den Sack öffnen lassen. Und ohne den Inhalt zurück fliegen.

 

Der Flieger kam zum Stehen und der Geräuschpegel stieg sogleich an, als die Passagiere aufsprangen, um ihre Jacke und ihre Tasche zu schnappen und dann die langen Minuten gequetscht im schmalen Gang zu stehen, bis sich schließlich endlich die Türen öffneten. Nicole erhob sich, um sich für das Verabschieden der Passagiere aus der Business Class aufzustellen. Hier herrschte ruhigeres Treiben. Nicole atmete tief durch und fragte sich, was heute mit ihrem Kopf los war. Was für eine Geschichte hatte sich da abgespielt! Sie schüttelte den Kopf.

Endlich wurde die Tür freigegeben und die Passagiere der Business Class begannen mit dem Ausstieg. Nicoles Blick haftete auf der alten Dame, die ihren Kleidersack in den Händen hielt und den beiden Herren vor ihr aus dem Flugzeug folgte.

Nicole blinzelte überrascht.

Schimmerte da nicht ein roter Stoff aus dem Kleidersack hervor?

 

— Ende —

Mrs. Grudge und das rote Kleid – Teil XIII

Wir nähern uns dem Ende dieser „Kurz“geschichte – dies ist der vorletzte Teil:

Plot:

Als die Stewardess Nicole die ältere Dame in der Business Class erblickt, keimt in ihr unwillkürlich die Frage auf, welch ein Schicksalsschlag womöglich dazu geführt haben mochte, dass der elegante und stolze Glanz dieser Frau von so viel Verbitterung überschattet wird…

Mrs. Grudges Herz schlägt für die Mode. Ihr erster umgesetzter Entwurf, ein rotes Abendkleid, schenkt ihr auf dem Abschlussball die Liebe zu Gregor, mit dem sie schon bald zusammenzieht. Doch ihre beiden Leben wollen einfach nicht zusammenpassen. Als Mrs. Grudge feststellt, dass sie schwanger ist, verlässt Gregor sie, ohne zu ahnen, was er hinterlässt.

Mrs. Grudge entscheidet sich für ihre Stoffe und gegen das Kind. Als ihre Schwester ihr erstes Kind bekommt, spürt Mrs. Grudge nur die Leere in ihrem eigenen Herzen, die sie versucht, mit ihren Stoffen und Entwürfen zu füllen.

Unerwartet lernt sie Ludwig, einen der Lehrer, plötzlich näher kennen, als er ihre Kleiderskizzen entdeckt. Ihre Entwürfe und seine Begeisterung dafür bringen ihre Herzen schließlich zusammen. Mit Ludwigs Unterstützung rücken alle Träume, die Mrs. Grudge seit dem Schneidern des roten Kleides hatte, in greifbarer Nähe.

Doch dann stellt das Schicksal sie erneut vor eine dramatische Entscheidung…

 

Teil XIII

„Sind Sie sicher, dass Sie das tun möchten?“, hatte der Mann im weißen Kittel gefragt. Ihr Kopf hatte genickt. Ihr Herz hatte sich stumm und taub gestellt.

Kurz darauf hatte sie heftige Bauchschmerzen bekommen. Eine Entzündung in der Gebärmutter, hatte der Mann im weißen Kittel gesagt. Not-OP.

„Es tut mir leid, aber ich muss Ihnen mitteilen, dass Sie keine Kinder mehr bekommen können.“ Dies war der letzte Satz des Mannes im weißen Kittel gewesen. Dann hatte sie das Krankenhaus als leere Hülle verlassen.

Ihre Schwester hatte ihr ein erstes Babybauchbild geschickt. Mrs. G hatte auf ihren Bauch herab geblickt. Sie sah nur spitze Beckenknochen.

„Nun sind fast alle Kleider fertig“, hatte Ludwig in seiner letzten Unterrichtsstunde verkündet. „Am Donnerstag werden wir einen ersten Probelauf machen. Ich will sehen, wie alles wirkt!“ Nach der Stunde hatte er sie zur Seite gezogen und ihr zugezwinkert: „Ich hoffe, du passt noch in dein rotes Kleid.“

Ja, das tat sie. Und sie würde auch in knapp drei Monaten noch hinein passen. Dafür hatte der Mann in dem weißen Kittel gesorgt. Doch das verriet sie Ludwig nicht. Stattdessen setzte sie sich abends an die Nähmaschine, um das rote Kleid etwas enger zu machen. Es war ihr zu groß geworden.

Mrs. G beschloss, ihrer Schwester endlich von dem Ereignis zu berichten. Aus irgendeinem Grund wünschte sie sich plötzlich Marie an ihrer Seite.

Ihre Schwester wirkte überrascht, als Mrs. G fragte, ob sie auf einen Kaffee vorbeikommen durfte.

„Es wird eine große Modenschau geben“, sagte Mrs. G. „Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn du dabei wärst.“

„Auf jeden Fall!“, rief ihre Schwester erfreut. „Was führt ihr denn vor?“

„Die besten Kleider des Jahrgangs. Eines davon kennst du sogar. Es ist das rote Kleid.“

Marie nahm sie vor Begeisterung in den Arm. „Das ist ja unglaublich! Dieses Kleid hat sozusagen den Grundstein für dein Leben gelegt!“

Wie Recht ihre Schwester hatte, verriet Mrs. Grudge ihr nicht.

„Cabin crew, prepair for landing“, dröhnte die Stimme des Piloten in Nicoles Kopf herein. Sie schrak hoch und begegnete dem überraschten Blick ihrer Kollegin. Eine Windböe, ein Rütteln. Der Flieger hielt weiter Kurs auf die Landebahn. Nicoles Gedanken hielten Kurs auf das Finale von Mrs. Grudge. Sie wollte unbedingt wissen, wohin die Reise mit dem roten Kleid am Ende ging.

Die Modenschau war ein großer Erfolg gewesen. Das Publikum war begeistert. Mrs. Grudge konnte sich vor Anfragen kaum retten. Ihr Kopf konnte kaum greifen, was um sie herum geschah. Doch eins war ihr aufgefallen: Ludwigs Reserviertheit. Und sie hatte es selbst verschuldet. Sie hatte ihn die letzten Wochen unbewusst abgewiesen. Ignoriert. War ihm mit Gereiztheit begegnet. Und sie hatte ihm bis heute nicht verraten, wieso. Nun stand sie ohne ihn zwischen all den Gästen der Abendveranstaltung, das volle Glas Sekt in den Händen haltend. Sie wurde in viele Gespräche verwickelt, die sie von dieser Tatsache ablenkten, doch ein dumpfes Gefühl blieb in der Magengegend. Ihre Schwester hatte sie nach der Show beglückwünscht und ihr ihren Stolz über das Talent ihrer großen Schwester ausgedrückt. Doch dann hatte sie natürlich nach Hause zu Amelie gehen müssen.

Ludwig kreiste immer in einer anderen Saalecke, schien den Abstand zu genießen. Und er kreiste nicht alleine. Melanie, eine Mitschülerin war immer in seiner Nähe, wenn Mrs. G einen Blick auf Ludwig erhaschte. Sie trug eines ihrer Kleider – Mrs. G erinnerte sich noch an den lauen Abend im Park, als der große Tulpenbaum, unter dem sie mit Ludig gesessen hatte, ihr zu der Idee dieses Kleides verholfen hatte.

Am Ende des Abends kam Ludiwg doch noch auf sie zu. Gratulierte ihr mit Händedruck und Kuss auf die Wange zu ihrem Erfolg. Sagte, dass er von Anfang an ihr großes Talent gesehen hatte. War sich sicher, dass sie ihren Weg in der Modewelt finden würde.

Den Heimweg trat sie alleine an.

 

Mit einem Ruck setzte das Flugzeug auf, dann setzte der scharfe Bremsvorgang ein. Mrs. Grudges Leben schien auch eine heftige Bremsung erfahren zu haben – um  dann wieder in eine neue Richtung weiterzugehen, dachte sich Nicole. Doch diese Richtung verlief wohl ohne Ludwig.

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Hidden Figures (2016) HD

Director : Theodore Melfi.
Producer : Donna Gigliotti, Peter Chernin, Jenno Topping, Pharrell Williams, Theodore Melfi.
Release : December 10, 2016
Country : United States of America.
Production Company : Fox 2000 Pictures, Chernin Entertainment, TSG Entertainment, Levantine Films.
Language : English.
Runtime : 127
Genre : History, Drama.

‚Hidden Figures‘ is a movie genre History, was released in December 10, 2016. Theodore Melfi was directed this movie and starring by Taraji P. Henson. This movie tell story about The untold story of Katherine G. Johnson, Dorothy Vaughan and Mary Jackson – brilliant African-American women working at NASA and serving as the brains behind one of the greatest operations in history – the launch of astronaut John Glenn into orbit. The visionary trio crossed all gender and race lines to inspire generations to dream big.

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