Weiter geht’s!
Was bisher geschah:
Mrs. Grudge und das rote Kleid – Teil I
Mrs. Grudge und das rote Kleid – Teil II
Mrs. Grudge und das rote Kleid – Teil III
Mrs. Grudge und das rote Kleid – Teil IV
Mrs. Grudge und das rote Kleid – Teil V
Mrs. Grudge und das rote Kleid – Teil VI
Nicoles Gedanken kreisten um die eine Frage, während sie die Essensreste entsorgte: was geschah mit dem Kind, dass Mrs. G unter ihrem Herzen trug?
Zwei Wochen, nachdem Gregor ausgezogen war, bekam Marie ihr Kind. Es war ein Mädchen. Mrs. G hatte sich immer ein Mädchen gewünscht. Das Telefon klingelte abends halb 8, als sie gerade die Küche auf Hochglanz polierte. Sie würde in ein paar Tagen umziehen und wollte alles in bestem Zustand hinterlassen. Ihre Mutter übermittelte neben all der überschwänglichen Begeisterung auch einige Informationsfetzen durch den Hörer herüber: um 17:36Uhr kam Amelie nach neun Stunden Wehen auf die Welt. Sie war zierlich und hatte einen dunklen Haarflaum und wäre ganz, ganz unglaublich süß. Ihre Mutter war direkt nach dem Anruf ins Krankenhaus gefahren. Wann Mrs. G denn wohl vorbei schauen wolle?
Mrs. G sortierte zunächst die Menge an Informationen in ihrem Kopf. Dann antwortete sie: „Morgen.“
Die Nacht verbrachte sie mit vielen wachen Stunden. Mrs. G fielen Tausend andere Dinge ein, die sie lieber täte als ins Krankenhaus zu fahren. Am Morgen wusste sie: es nicht zu tun, kam für eine große Schwester nicht in Frage. Also zog sie sich ein lockeres Sommerkleid mit roten Blumen an, föhnte ihre langen Haare zurecht, legte ein leichtes Rouge auf und machte sich mit Bus und Bahn auf den Weg zum Krankenhaus. Die Fahrt dauerte lange anderthalb Stunden, die Mrs. G damit verbrachte, den aufblühenden Sommer durch die Fensterscheiben zu betrachten.
Als sie schließlich die Türen des Krankenhauses erreicht hatte, blieb sie kurz stehen, atmete tief durch und zog die Schultern zurück, bevor sie eintrat und nach dem Zimmer ihrer Schwester fragte. Auf dem Weg hatte sie noch einen Strauß Blumen gekauft.
Ihre Hand zögerte einen Augenblick, bevor sie an die Zimmertür klopfte.
„Herein!“, erklang Maries gedämpfte Stimme. Mrs. Gs Körper folgte der Aufforderung.
Da lag sie, in dem weißen Bett, mit einem Baby im Arm. Eingewickelt in eine rosa farbene Decke. Die Zimmergenossin bemerkte Mrs. G gar nicht, als sie langsam Richtung Fenster ging.
„Hallo Schwesterherz! Oh, vielen Dank für die Blumen! Da steht noch eine freie Vase auf dem Tisch!“ Mrs. G gehorchte.
Dann begann die Zeremonie. Sie umarmte Marie, beglückwünschte sie zu ihrer Tochter und fragte, ob alles gut verlaufen sei. Aus Maries Mund sprudelten Worte der frisch erlebten Erfahrung der Geburt, untermalt mit bildhaften Beschreibungen. Dann näherten sie sich dem Höhepunkt. Mrs. G hielt ihrer Schwester die kleine Tüte hin, die sie ebenfalls mitgebracht hatte. Mit weit aufgerissenen Augen holte Marie einen kleinen Teddybären hervor. Mrs. G hatte ein Kleidchen für ihn genäht. Zartrosa, mit weißen Punkten. Auf dem Kopf trug der Teddy eine weiße Schleife. Marie brach in Tränen aus.
Schließlich kam DIE Frage: „Möchtest du sie einmal halten? Du musst keine Angst haben!“ Darauf hatte sich Mrs. G anderthalb Stunden vorbereiten können, weshalb sie nur einen kurzen Augenblick zögerte, bevor sie ihre Arme ausstreckte.
So winzig. So weich. So zerknittert. So rosig. So friedlich.
Ein Moment der Ewigkeit verging, als Mrs. G sich in dem Anblick dieses Wunders verlor.
Amelie bewegte sich und Mrs. G zuckte zusammen. Zeit, das Wunder wieder ihrer Besitzerin zurückzugeben.
Drei Stunden später öffnete Mrs. Grudge wieder ihre Wohnungstür. Sie legte ihre Tasche ab, zog die Schuhe aus und begab sich ins Nähzimmer. Dort nahm sie das zerknüllte Kleid, das noch immer auf dem Boden lag und bügelte jede einzelne Falte wieder heraus. Nur ein Blütenblatt war nicht mehr zu retten. Dann rief sie im Krankenhaus an.
Eine Woche später war sie wieder alleine mit ihrem Körper.
Nicole war froh, dass die Speisenrunde abgeschlossen war. Ihr selber war gar nicht mehr nach ihrem Sandwich zumute, auf das sie sich so gefreut hatte. Tomate-Mozarella funktionierte eigentlich immer. Die zweite Getränkerunde würde gleich folgen, aber sie brauchte einen kleinen Augenblick Ruhe, um sich auf die erneute Begegnung mit Mrs. G vorzubereiten.
Fortsetzung folgt…
Also ich muss die Geschichte erst einmal zu Ende lesen, um mir eine abschließende Meinung zu bilden aber ich finde die Geschichte eigentlich schon zu lang. Es passt nicht mit der Stewardess zusammen. Das geht weit über die Gedanken einer Stewardess hinaus. In dem Kontext wäre das Viel zu spekulativ.
Aber es liest sich gut und flüssig wie immer.
Vielen lieben Dank auch für Deine Meinung! Ich werde diese Geschichte nun erstmal so zu Ende schreiben. Und dann vielleicht noch mal einen zweiten Stewardess-Versuch wagen, der aber deutlich kürzer ausfallen muss 😉 Vielleicht geht das Konzept dann besser auf?
Ansonsten ist der Blog ja zum Experimenieren gedacht und ein Ergebnis kann ja auch sein: so geht es nicht 😉